Lernen Sie führen oder belegen Sie bloß einen Kurs?
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- von Sonja Radatz
- Geposted in Führung und Management
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Wer Führung und Management studiert, wird in einer Vielzahl von vorgegebenen (!) Fächern mit einer Vielzahl von Powerpoint-Folien konfrontiert. Er lernt verschiedene Führungsstile und deren Auswirkungen zu unterscheiden, weiß die Vor- und Nachteile bestimmter Führungswerkzeuge aus Sicht der Verfasser seiner jeweiligen Bücher und Professoren und hat viele Case Studies durchgearbeitet, in der unterschiedliche Menschen beschreiben, wie sie Leadership leben.
Klassisch: Der Kurs, das Studium
Wer Führung und Management studiert, wird in einer Vielzahl von vorgegebenen (!) Fächern mit einer Vielzahl von Powerpoint-Folien konfrontiert. Er lernt verschiedene Führungsstile und deren Auswirkungen zu unterscheiden, weiß die Vor- und Nachteile bestimmter Führungswerkzeuge aus Sicht der Verfasser seiner jeweiligen Bücher und Professoren und hat viele Case Studies durchgearbeitet, in der unterschiedliche Menschen beschreiben, wie sie Leadership leben. Das Ganze ist so aufbereitet, dass es in den verschiedenen Fächern jeweils am Ende des Semesters ein paar Prüfungen gibt bzw. Seminararbeiten zu schreiben sind, die mit Hilfe von Zitaten aus Büchern und aus dem Internet angereichert sind. Am Ende verfügt er über einen Master-Abschluss in Führung und Management. Würden Sie sagen, dass er dann ein Leader ist? Wohl kaum. Würden Sie, weiter gefragt, sagen, dass er gebildet ist? Die meisten Menschen würden heute wohl sagen: Ja, natürlich – schauen Sie mal, hier ist sein Diplom. Aus meiner Relationalen Sicht sage ich: Nein – denn er ist niemand anders als vorher, er ist innerlich nicht gewachsen, ja er kann häufig nicht einmal mehr denn vorher.
1. Leadership „lernen“: viel Neugier, viel Reibung, viel Trial & Error
Was passiert bei jemandem, der sich in Leadership bildet, der Leadership „lernen“ will? Er ist neugierig: Er sucht nach Beispielen, Vorreitern, Experten, mit denen er in Dialog kommen kann, an denen er sich reiben kann. Er versucht selbst, das Ergebnis seines Austausches auszuprobieren. Er erlebt sich selbst als Leader und erlebt sein Wachsen. Er holt Feedback ein und korrigiert seine Vorgehensweisen entlang seiner persönlichen Paradigmen. Manche Paradigmen tauscht er durch andere aus, weil sie seinem mittlerweile veränderten „Führungs- und Management-Ich“ im Wege stehen. Und der Betreffende wird von sich sagen: Ich bin ein Leader – selbst wenn er kein Diplom darin erworben hat.
2. „Lernen“ war früher selbstverständlich
Kommt bei Ihnen beim Lesen dieser Beschreibung eine Erinnerung an die überlieferte Geschichte der ersten Universitäten auf? Ja, da mögen Sie schon gut liegen: In den ersten Universitäten ging es eben genau darum, sich kontemplativ heranzubilden – wenn auch die Möglichkeiten des Austausches, der Vernetzung, der Auswahl an Informationen im Web, des globalen Ausprobierens damals nicht so waren wie die heutigen!
Heute ist in den Universitäten davon nichts übriggeblieben.
3. Gelingt uns das Tandem „Kurs“/Studium und „Lernen“?
Natürlich wäre es schön, wenn beides zusammenfallen würde – wenn jemand sich mit Führung und Management über einen längeren Zeitraum qualifiziert und entlang der eigenen Person auseinandersetzte, große Fortschritte für sich darin erzielte, seine Person weiterbildete und Erkenntnisse gewänne, die ihm sein Leben zur Verfügung stehen würden UND dafür auch einen Abschluss bekäme, der ihm einen bestimmten Grad an Bildung verliehe. Der Abschluss würde ihm dann aber wahrscheinlich nicht von seinem Lehrer, sondern vielmehr von seiner Führungskraft und seinen Mitarbeitern verliehen – zumindest könnten die Menschen, die in seiner unmittelbaren Umgebung mit ihm in Austausch stünden, seine Bildung – die Bildung seiner Person – am besten einschätzen.
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