Wie funktioniert Relationale Weiterbildung?
- vom
- von Sonja Radatz
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Relationale Bildung lehrt nicht.
Das mag im ersten Moment vielleicht seltsam anmuten – sind wir es doch gewohnt, dass Bildung etwas ist, das von außen auf uns einwirkt: Wir gehen zu einer Veranstaltung und hoffen oder nehmen zumindest an, dass die Bildung über uns kommt und wir sie quasi nur noch auffangen müssen wie das Goldtalermädchen die Münzen.
Ich gehe nun analog zum ursprünglichen Bildungsbegriff (eingeführt von Meister Eckhart im mittelalterlichen Deutschland – Meister Eckhart in Quint, 1963; Radatz, 2019) einerseits davon aus, dass Bildung nicht von außen „vermittelt“, sondern nur von innen entstehen kann; und andererseits davon, dass Bildung die Gestaltung der Persönlichkeit betrifft, die „Bild-Gestaltung“ oder „Bildung“ der Person.
Die Frage, die ich immer wieder in diesem Zusammenhang gestellt bekomme, lautet: Wie kann dann Bildung aus dieser Perspektive heraus gestaltet werden? Wie funktioniert Relationale Bildung?
1. Bildung als Begleitung
Die Bildung, die von innen heraus gestaltet wird, braucht von außen eigentlich nur den richtigen Anstoß: Es geht darum, gefordert zu werden, gefördert, Dialog zu haben, Netzwerke zu schaffen, zu kommunizieren, zu streiten – und immer dreht sich die Bildung meines Erachtens um das Reiben zwischen recht persönlichen inneren Paradigmen und äußeren neuen Ideen. Dabei ist meine Erfahrung: Erst wenn die Reibung groß genug ist, entsteht so etwas wie „Nachdenken“ und ein Bildungs-/Reifungsprozess. Ernst von Glasersfeld erklärte das anhand der frühen Computer, die mit Lochkarten funktionierten: Wenn etwas recht ähnlich dem ist, was als „Lochkartenmuster“ in unserem Kopf bereits gegeben ist, dann flutscht es einfach durch – es wird von unseren Sensoren nicht als echter „Unterschied“ erkannt. Was bedeutet: Nur wenn es nicht „durchflutscht“, dann beginnt ein Prozess der Auseinandersetzung zu laufen – der Bildungsprozess kann beginnen.
Und weil es sich dabei nicht um den Prozess des Lehrers oder des Begleiters handelt, sondern um den Bildungsprozess des Anderen, spielt nicht der Begleiter die Hauptrolle, sondern die Person, die sich bilden möchte!
Was bedeutet: Diese Person, die sich bilden möchte, definiert die Regeln und Vorgangsweise der Bildung und wird keinesfalls als „zu Bildender“ betrachtet, sondern als jemand, von dem die Impulse der Bildung ausgehen. Sie als Bildungshungrige(r) gestaltet die Bildung!
2. Bildungsinhalt: Die Frage nach dem neuen „Ich“
Bildung kommt von innen heraus – das klingt ja schon mal vielversprechend. Was ist damit gemeint? Nun, ich denke, dass Bildung entsteht, wenn wir Beziehung mit neuen Themen aufnehmen, die auf uns zurückwirken und bewirken, dass wir uns anders „aufstellen“, dass wir eine neue Gestalt annehmen. Wir betrachten dann bestimmte Kontexte bzw. unsere Welt (grundlegend) anders und gehen anders auf sie zu. Wir haben uns intensiv mit den Kontexten auseinandergesetzt, sie „in guten und in schlechten Zeiten“ kennengelernt und gelernt, damit (neu) umzugehen. Dadurch haben wir eine gewisse Gelassenheit und Souveränität geschaffen, die auf einem sehr individuellen, sicheren, erprobten „Know-how“ aufgebaut ist. Und dann können wir wohl mit Fug und Recht behaupten, wir haben ein neues „Ich“ – wir beschreiben uns dann anders, und wir leben eine andere Beziehung zu dem Kontext, den wir uns ausgesucht haben.
Insofern ist Bildung dann ein sehr kontemplatives Auseinandersetzen mit sich selbst, angestoßen von eigenen Wünschen, immer im Austausch mit Ideen und Impulsen von außen und begleitet von Menschen und Gruppen, die eine passende Umgebung für die Reibung bieten: Der Chef, die Kollegen, die Eltern, eine Peergroup, ein fachliches Netzwerk.
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